sysTEMATIC - Newsletter der AOK Systems

0.2 Zukunft und Technologie

HANA - vom Labor in die Praxis

Ein Wort verzaubert weltweit die Branche: HANA. Die „High-Performance Analytic Appliance“ beschleunigt komplexe Datenanalysen, Antwortzeiten oder die Batch-Laufzeiten um ein Vielfaches. Laufzeiten, die mit der bisherigen Technologie im Bereich von Stunden liegen, können mit HANA auf wenige Minuten oder gar Sekunden beschleunigt werden. Das spart nicht nur viel Zeit, sondern liefert ganz neue Perspektiven für die operative Prozessunterstützung und die BigData-Analytik. Die AOK Systems als Special Expertise Partner der SAP ist weltweit eine der Ersten, die die neue Technik aus dem Labor in die Praxis bringt. Udo Patzelt, Geschäftsbereichsleiter Anforderungs- und Produktmanagement bei der AOK Systems, berichtet von den Erfahrungen mit der neuen Technik.

Ausführliche Tests liefern hervorragende Ergebnisse

Nachdem SAP Ende 2010 für Anwender mit sehr großen Datenbeständen die vielversprechende In-Memory-Datenbank „SAP HANA“ angekündigt hatte, startete die AOK Systems Mitte 2011 ein HANA-Evaluierungsprojekt. In Zusammenarbeit mit SAP, HP und der AOK Nordwest baute das Bonner Software- und Systemhaus im Rechenzentrum der gkv informatik ein HANA-Testfeld mit 1 Terabyte Memory auf. Dort wurden mit Datenbeständen der AOK Nordwest in einer ersten Phase zunächst komplexe Datenbankauswertungen aus der AOK-Praxis auf der HANA-Datenbank realisiert und die Laufzeiten mit denen der derzeitigen relationalen Datenbanken verglichen. Das Ergebnis: Beschleunigungsfaktoren im Bereich zwischen 50 und mehreren 1000.

Aus Stunden werden Sekunden

Die enormen Beschleunigungen, die dabei erreicht werden, belegen konkrete Beispiele aus der Phase 1 des HANA-Technologieprojekts bei der AOK Systems eindrucksvoll: Der Anwendungsfall „Diabetischer Fuß“ benötigt mit den „klassischen“ Systemen 150 Stunden. HANA reduziert dies auf 15 Minuten, mit optimierten Daten sogar auf nur 99 Sekunden. Bei der Häuslichen Krankenpflege sind es statt 16 Minuten nur noch 26 Sekunden beziehungsweise optimiert 7 Sekunden. Und bei einer Fehlverhaltensabfrage reduziert sich die benötigte Zeit von 160 auf 10 Sekunden.

In einer zweiten Phase der Evaluierung ersetzten die Tester dann die relationale Datenbank (Oracle oder DB2) des SAP-BW - dem DataWarehouse von oscare® - durch HANA. Auch hier zeigten sich hervorragende Beschleunigungsfaktoren im BusinessWarehouse-Reporting als auch in den Batch-Laufzeiten. Komplexe Datenanalysen dauern statt Minuten nur noch Sekunden. Antwortzeiten für BW-Auswertungen und Controllingberichte sind um den Faktor 20 und mehr schneller. Die Batch-Laufzeiten zur Aktualisierung des BW-Data-Warehouse sind um zwei Drittel kürzer.

Basierend auf diesen beeindruckenden Ergebnissen hat die AOK-Gemeinschaft im Herbst 2011 beschlossen, in Zukunft SAP HANA als oscare®-Datenbank einzusetzen und eine HANA-Unternehmenslizenz zu erwerben. Zunächst soll dabei SAP HANA als Datenbank für oscare®-BW und den Anwendungen aus dem Bereich der Business Intelligence für die Datenanalyse und Reporting zum Einsatz kommen. Sobald in naher Zukunft von SAP auch die SAP HANA-Versionen für die operativen oscare®-Anwendungen zur Verfügung gestellt werden, sollen auch deren Datenbanken bei den AOKs durch SAP HANA abgelöst werden.

Eine neue Dimension der Versorgung

Die leistungsfähige Technologie bietet schon jetzt ganz neue Möglichkeiten für die Krankenkassen. Mit einer HANA-Infrastruktur können innerhalb kurzer Zeit riesige Datensätze analysiert werden, beispielsweise mögliche Krankheitsmuster oder individuelle Krankheitsrisiken. Das wiederum ermöglicht den Krankenkassen eine verbesserte Krankheitsvermeidung zum Beispiel durch gesteuerte Präventionsprogramme. Überdies kann so auch eine Steigerung der Behandlungsqualität durch verbesserte Programme in der integrierten Versorgung erreicht werden. Gleichzeitig ist die schnelle Analyse der Datenbestände die optimale Grundlage für Innovationsprojekte im Bereich des Versorgungsmanagements.

Vom Labor in die Praxis

Derzeit ist SAP HANA für BW bei den AOKs auf dem Sprung aus dem Labor in die Produktion. Dazu haben die AOK Systems, die AOK Hessen und deren IT-Dienstleister ITSCare ein Pilotprojekt gestartet, in dem SAP HANA in der Rechenzentrumsumgebung implementiert und produktiv in Betrieb genommen werden soll. Dabei sind für HANA weitere „neue“ RZ-Betriebsthemen zu beachten und zu organisieren, die in der Laborumgebung und dem Evaluierungsprojekt keine große Bedeutung hatten, wie z.B. Datensicherung, Hochverfügbarkeit mit unterbrechungsfreiem Betrieb bei Hardware-Störungen sowie gespiegelte Systeme für den kompletten Ausfall eines Rechenzentrums.

Im Rahmen dieses Pilotprojektes läuft derzeit die Ausschreibung für die dafür benötigte HANA-Hardware. Diese wird Ende dieses Jahres geliefert und im Rechenzentrum implementiert. Im 1. Quartal 2013 erfolgt dann der Umzug des DataWarehouses der AOK Hessen von der bisherigen Datenbank auf SAP HANA. Der Produktivbetrieb in Hessen, einschließlich aller oscare® BW-Anwendungen, ist für den Beginn des 2. Quartals 2013 vorgesehen. Mit den gesammelten Erfahrungen aus dem HANA-Piloten können die anderen AOKs zusammen mit ihren IT-Dienstleistern dann ihre HANA-Systeme konfigurieren und implementieren.

Nach der Evaluierung ist vor der Evaluierung

Und wie geht es dann weiter? Die AOK Systems bereitet sich derzeit parallel bereits auf eine weitere HANA-Erprobungsphase vor: Die Evaluierung der SAP-HANA-Version für die operativen SAP-Systeme ERP und CRM, die ab Mitte Oktober diesen Jahres wenigen ausgewählten SAP-Kunden für erste Tests zur Verfügung gestellt werden. Und die AOK Systems mit oscare® ist natürlich wieder dabei – man darf auch auf diese Test-Ergebnisse gespannt sein.